11b Partnerschaft - Sinnformative Lebenskunst

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Partnerschaft und Grenzen (Sonderseite*)

Da das Thema „Glück in der Partnerschaft“ für unser Leben mit das Wichtigste ist, hier noch ein paar weitere Betrachtungen.
Ein wenig darüber nachgedacht kommen einem manche Dinge etwas absonderlich vor. Da treffen sich zwei Menschen und versprechen sich schon nach kürzester Zeit: „Du bist es!“ Am besten noch mit dem Zusatz: „Für immer!“ inklusive eines gemeinsamen Tattoos - obwohl man die Konturen und Grenzen der Einzelteile überhaupt noch nicht kennt. Wie will man nach so kurzer Zeit die verbindbaren Eigenheiten, Eigenschaften und Vorlieben des Partners vorhersagen, zumal sie sich ständig ändern? Beglückendes Lieben ist der Lohn für das gegenseitige Entdecken und gemeinsame Verschmelzen. Wird sich zusammen mit dem andreren immer passgenau Neues entdenken lassen - und das auch noch für alle Zukunft?
Was könnten wir einem Partner stattdessen sagen, um ihm mitzuteilen, wie glücklich es uns macht, in diesem Moment Eins mit ihm zu werden, und wie unendlich schön das ist, was in dem anderen verbindbar und sichtbar wird, im jetzt und hier?
Eine beim Puzzeln durchaus übliche Vorgehensweise ist das Arbeiten und Montieren an verschiedenen Stellen. Kommt man am Himmel nicht weiter, so versucht man sich an einem einfacheren Teilabschnitt. Sicherlich ist eine Stelle mit Seerosen leichter zusammenzusetzen als das endlos eintönige Blau des Himmels. In der Partnerschaft machen wir uns das nicht so einfach. Mit dem Versprechen „nur mit dir“ verurteilen wir uns selbst, schön brav nur an einer Stelle zu basteln, obwohl es doch vielleicht an anderer Stelle so beglückend einfacher wäre. Aus Sicht des großen Puzzelns wirkt eine solche selbst auferlegte Einschränkung extrem spielhemmend. Auflagen und Vorschriften sind selbst eine Art von Begrenzung und somit eine Belastung für ein erfolgreich beglückendes Entgrenzen.
Lange und glückliche Beziehungen beruhen nicht selten darauf, dass sich die Partner gegenseitig großzügige Freiräume in den unterschiedlichsten (Er-)Lebensbereichen zugestehen, in denen auch beglückende Verbindungen stattfinden dürfen (zum Beispiel Hobbys).

Lieben ohne Grenzen?

Am Anfang von Beziehungen fallen die Grenzen in großen Mengen. Mit Flugzeugen im Bauch prasselt das Glück nur noch so auf uns herab. Doch irgendwann nehmen die langweiligen und nicht beglückenden Episoden zu, und das leider viel zu oft nicht bei beiden Partnern gleichzeitig. In Unkenntnis der Ursachen folgen Schuldzuweisungen: „Unsere Beziehung ist kaputt, weil du nur noch vor dem Computer sitzt!“ Oder: „Du hast nie Lust mit mir zu schlafen! Mit dir stimmt doch etwas nicht!“ Zwang und Druck schleichen sich ein und werfen immer längere Schatten über die schönen Erinnerungen an die einst so beglückende und erfolgreiche „Puzzletätigkeit“. Oft bleibt nach einer langweiligen oder leidvollen Odyssee nur eine schmerzhafte Trennung – und natürlich die beruhigende Feststellung: „Der andere war schuld!“
Muss das so sein, wo wir doch wissen, dass wir Glück immer wieder frisch herstellen müssen? Warum können wir nicht denen, die wir lieben, ein erfolgreich-beglückendes Puzzeln zugestehen? Wie kann man jemanden lieben und ihm gleichzeitig sein Glück verwehren? Ist eine solche Liebe nicht ein bisschen klein? Warum schränken wir uns selbst so ein? Gut, wir wollen unseren Partner nicht verletzen. Aber kann man sich ernsthaft verletzt fühlen, weil sich der Partner, den man liebt, glücklich macht? Ich behaupte, dass sich jeder, der sich in seiner Liebe zurücknimmt, um seinen Partner nicht zu verletzten, schuldig macht, weil er dessen kleine, angstvolle Auffassung von Liebe noch unterstützt und festigt. Zudem ist man selbst auch für die eigene trostlose Zeit verantwortlich, in der man dem Glück bewusst aus dem Wege geht.
Untersuchungen bezeichnen die „serielle Monogamie“ zunehmend als normale Standardlebensform unserer westlichen Zeit. Immer mehr Menschen leben nur für eine begrenzte Zeit monogam mit einer bestimmten Person zusammen, um nach einer Trennung dann erneut eine neue Partnerschaft einzugehen. Die durchschnittlichen Verweilzeiten in Beziehungen scheinen immer kürzer zu werden, und auch die Anzahl der Partnerschaften pro Lebensspanne erhöht sich laut Statistik immer weiter. Fallen hier Grenzen?

Verträge begrenzen.

Sind die ersten Grenzen in Beziehungen glücksbringend aufgelöst, wandelt sich der Partner mit der Zeit zum persönlichen, unverlierbaren Inventar. Durch Verträge wie „Ehe“ oder „feste Beziehung“ abgesichert ist das untrennbare Zusammensein nun Grundbedingung, auch wenn sich das Glück immer öfter fern hält. Sind die meisten verbindbaren Erlebnis-Puzzlestücke aufgebraucht, beginnen wir mit der Fehlersuche und forschen, was sich an dem Partner ändern sollte, damit er uns wieder glücklich macht. All das kommt nicht plötzlich, sondern schleichend. Sicherlich gibt es auch immer mal wieder Momente, in denen noch erfolgreich gepuzzelt werden kann. In vielen Fällen ist jedoch der Abwärtstrend deutlich spürbar. Mit ihm wächst der Frust innerhalb der nicht mehr abzuschaffenden Partnerschaft und auch schon mal die Bereitschaft, den anderen mit Nachdruck verändern zu wollen, damit er wieder beglückend ins Spiel passt. Selbst psychische und körperliche Gewalt ist je nach mitgebrachter Mentalität der Beteiligten keine Seltenheit.
Wo ist hier die Leichtigkeit des Anfangs geblieben? Wo ist der Respekt vor dem Anderen, der den Anfang überhaupt erst möglich machte? Hätten wir unsere Partner in den ersten Stunden unserer Beziehung derartig behandelt, hätten sie sich gleich wieder auf dem Absatz herumgedreht und wären gegangen. Aber warum setzen wir uns so unter Druck? Was hindert uns eigentlich daran, alle unsere Verträge aufzulösen und unserem Partner endlich die Freiheit und den Respekt zurückzugeben, den er dringend für ihr eigenes Glück benötigt. Wir lieben ihn doch, oder?
Sicherlich kann man das sehr liebevoll tun, denn es gibt nichts zu verlieren.
Das, was an endgrenzender Verbindung zwischen zwei Menschen entstanden ist, kann einem niemand mehr nehmen. Es bleibt in unserer Erinnerung und wird auch durch eine Trennung nicht „unwahr“.
Wir wissen doch, dass sich die schönen Momente nicht wiederholen lassen und dass sie nur mit Ehrlichkeit und ohne Zwang immer wieder frisch hergestellt werden müssen. Warum sollten wir nicht auch für uns selbst wieder eine neue und vernünftige Grundlage schaffen, um erfolgreich puzzeln und lieben zu können? In jeden Fall lohnt es sich, über die eigenen Abkommen nachzudenken, gemeinsam darüber zu reden, um sich diese Zusammenhänge klar zu machen. Vielleicht ergeben sich so ganz neue Grundlagen in einer Partnerschaft.

Puzzlers Eignungsprüfung (Wollen schafft Grenzen)

Aber vielleicht ist all das gar kein Thema für dich, weil du in einer sehr glücklichen Beziehung lebst oder gerade erst einen Partner suchst? Im letzteren Fall lohnt ein Blick auf den Beginn unserer „Spiele“. In der Regel ist es gar nicht so einfach ist, überhaupt erst einmal einen Partner für die Produktion von glücklichen Momenten zu finden. Der andere muss ja die verbindbaren Eigenschaften aufweisen, die man selbst sucht und umgekehrt. Aber es spielt noch etwas anderes eine Rolle. Jeder spürt tief in sich, wie wichtig Ehrlichkeit, Geduld und Fleiß für ein erfolgreiches Entgrenzungsspiel sind. Daher steht zu Beginn jeder Beziehung eine Art Eignungsprüfung. Oft entscheidet schon ein erster Blickkontakt über Sympathie oder Abneigung. Wir versuchen in den Gesichtern nicht nur die Stimmung zu erkennen, sondern auch festzustellen, wie selbstbewusst der andere ist und ob er sich möglicherweise verstellt. Nachhaltiges Glück ohne Reue gibt es nur für das zuverlässige Auflösen von wirklichen Grenzen. Spüren wir Unehrlichkeit, so wirkt das unsympathisch. Als unangenehm empfinden wir es auch, wenn es dem anderen überaus wichtig ist, etwas mit uns anzufangen. Jemand, der sehnsüchtig drängelt und zu sehr „will“, läuft immer Gefahr mit sich selbst unehrlich zu werden, um seinem Ziel schnell näher zu kommen. Er wird möglicherweise Eigenschaften vortäuschen, die er gar nicht hat.
Was so zusammengesetzt wird, passt und hält nicht auf Dauer. Genau dieser Umstand macht das Zustandekommen von Beziehungen oft so schwierig und verdeutlicht auch, warum Glück nicht unseren Wünschen und Sehnsüchten zu gehorchen scheint. Der Anfang von Beziehungen gleicht immer einem Drahtseilakt. Wir würden „zu gerne“, aber sobald der andere diesen Druck in uns merkt, laufen wir Gefahr, auf Ablehnung zu stoßen. Du möchtest dem anderen gerne zeigen, dass du ihn magst, traust dich aber nicht wirklich, weil du fühlst, dass dein Gegenüber deine “Dringlichkeit“ spürt und dich als „Wollender“ mit Sehnsucht (Gefahr der Unehrlichkeit) abstempelt, um dir dann einen Korb zu verpassen.
Schüchterne Menschen sind dieser Problematik oft völlig ausgeliefert. Sie wissen um ihr starkes Wollen, und dass sie alles dafür für gäben, den anderen für sich zu gewinnen. Vor allem spüren sie aber deutlich, dass sie dieses Wollen überhaupt nicht verbergen können, selbst wenn sie wollten, weil das unehrlich wäre. Und dies ist erst recht verboten! Was kann uns hier helfen?  
Wenn wir verstehen, dass es auch dem Gegenüber nur um das Auflösen seiner eigenen Grenzen geht, und dass alles, was nach neuen Grenzen riecht, abstoßend und unattraktiv auf ihn wirkt, können wir eine entsprechende Geisteshaltung entwickeln. Ein „Ich will dich“ ist aus dieser Sicht sehr ungeschickt.
Geschickter wäre ein die Freiheit respektierendes: „Mich hast du gewonnen. Ich würde mich (und meine Puzzleteile) an dich verschenken und wir schauen mal, welche Gemeinsamkeiten wir entdecken, wenn auch du es möchtest. Vielleicht liegt die Lösung genau in dieser achtsamen Mischung aus Demut und selbstbewussten Stolz? Dazu gehört auch, dass man selbst ein drängendes „Ich will“ des Anderen konsequent ablehnt, sei es auch noch so schmeichelhaft verlockend. Ohne die Aufrichtigkeit des anderen geht es auch für dich nicht gut aus.
Grundlage ist also der tiefe, gegenseitige Respekt vor der heiligen Freiheit des Anderen in Verbindung mit der selbstbewusst-stolzen Verpflichtung, niemals auf das eigene Freiheitsrecht zu verzichten. Vielleicht ist es genau dieses „sich gegenseitig an den Anderen verschenken“, das den roten Teppich für das große Glück ausrollt? Das muss geübt und kultiviert werden, doch häufig sind wir ungeduldig und tragen schwer an unserer Sehnsucht, die uns automatisch schnell wieder flunkern lässt. Vielleicht brauchen wir dringend mehr Leichtigkeit für unser Spiel: „Vielleicht wird etwas aus uns beiden, wenn es passt, vielleicht aber auch nicht – ohne Risiko, ohne Verträge und ohne jeden Zwang!“

Vielleicht?

Genau dieses kleine Zauberwort hilft hier sehr und könnte in unseren Gedanken viel häufiger präsent sein:
„Vielleicht sehen wir uns morgen wieder? Wenn nicht, war es für mich trotzdem ein zauberhafter Moment.“
„Vielleicht machen dich meine Berührungen glücklich? Wenn nicht, ist es für mich nicht schlimm damit aufzuhören.“
Vielleicht lässt sich auch nur eine Kleinigkeit verbinden, ohne gleich unseren riesen Wust an Unpassendem mit hinein zuquetschen.
„Vielleicht ist es für dich schön, mich ein wenig auf meinem Weg zu begleiten? Doch wenn deine Abbiegung kommt, werde ich deine Hand loslassen – voller Glück und Dankbarkeit für die Zeit mit dir, aber ohne jegliche Sehnsucht, ohne einen Zwang, der mich verbiegen und unaufrichtig machen würde. Ohne alles das, was uns wieder leidvoll neue Grenzen bringt.“
Im Wort „vielleicht“ liegt Leichtigkeit und Freiheit.
Es ist das Ziel und die Grundlage allen Tuns. „Wollen“ zieht Grenzen. Ein „vielleicht“ relativiert Grenzen und öffnet den Moment für das Glück im Hier und Jetzt.
Ein erfolgreiches Puzzeln funktioniert nur mit höchster, gegenwärtiger Achtsamkeit! Nur wirklich „passende Teilchen“ können uns heute im Hier und Jetzt nachhaltig glücklich machen.
 


 
 
„Liebe will nicht“
 
Lieben will ich – in ihr ertrinken.
Doch will ich, möchte die Liebe nicht,
wehrt sich der Zauber,
will sich nicht wollen lassen.
 
Schaue ich in deine Augen und du in meine,
schwinden unsere Grenzen,
wirst DU zu ICH und ICH zu DU,
fließt warmes Glück.
 
Fremdes DU, fremdes Gesicht,
Grenze für mich, für mein ICH,
frei bin ich nur in mir – in meinem ICH.
Vor dir hört mein ICH auf,
an dir hört meine Freiheit auf.
 
Aber nun, da unsere Grenzen schwinden,
nun, da du in mir und ich in dir bin,
ich deine und du meine Freiheit trinkst,
darf ich auch in dir frei sein,
bade ich im Glück.
 
Lieben will ich – in ihr ertrinken.
Doch will ich, möchte sie nicht,
wehrt sich der Zauber,
will sich nicht wollen lassen.
 
Du wunderbarer Gesang am Weg in meine Freiheit!
in deine Freiheit, in alle Freiheit!
Ich brauche dich – ich sehne mich!
 
Doch will ich,
strecke meine Hand nach dir,
so taumele ich und irre,
verliere die Richtung
und die lieblichen Vögel verstummen (kopfschüttelnd)
 
Liebe will nicht!
 
 
* Da hatte doch der Autor eingangs geschrieben: "Es geht hier nicht um irgendwelche Anleitungen, sich irgendwie zu verhalten, um irgendetwas zu erreichen (z.B. Glück oder Erfolg)." Richtig! Solche innhaltlichen ErlebnisRatschläge sind völlig überflüssig und gehören nicht zu den Kernaussagen der Sinnformativen Lebenskunst. Eine unerfüllte Liebe, voll schmerzhafter Sehnsucht, ist ebenso erlebenswert, wie ein langweilig-monotones nebeneinanderher Leben (erinner dich an das Kino-Modell). Wer diese zauberhaft-scheusslichen Erfahrungen noch nicht machen durfte, dem fehlt doch etwas - oder?
Christoph Heinzel
45529 Hattingen

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